BerlinerBär
Der Klosterhof

Von Alexander Glintschert.

EingangDer Klosterhof, in unmittelbarer Nähe vom Kasino und dem Schloß selbst gelegen, entsteht im Jahre 1850 vorwiegend aus originalen Architekturteilen eines 1840 abgerissenen Kartäuserklosters, das sich auf der Insel San Andrea della Certosa bei Venedig befunden hatte. Dieses Kloster hatte damals einer militärischen Anlage weichen müssen. Prinz Karl, dem dies zu Ohren kommt, läßt sich diese Gelegenheit nicht entgehen und veranlaßt, daß die Kreuzgänge dieses alten Klosters Stein für Stein abgetragen und die aus dem sechsten bis zwölften Jahrhundert stammenden kunsthistorischen Schätze geborgen werden. Mit dem Schiff werden all die Steine und Gegenstände nach Berlin verfrachtet.

Im Schloßpark Glienicke entsteht aus den Steinen des Klosters ein wundersames, reichverziertes Bauwerk im Stil eines römisch-byzantinischen Chiostros. Die Entwürfe stammen wahrscheinlich von Prinz Karl selbst, ausgeführt wird der Bau von seinem Hofarchitekten Ferdinand von Arnim, einem Schüler des Ludwig Persius. Allerdings gehen hier die Meinungen der Historiker auseinander. Neuere Untersuchungen beispielsweise sprechen den Entwurf König Friedrich Wilhelm IV. und seinem Architekten Stüler zu.

Das Gebäude weist einen Säulenumgang auf, der aus von Säulen getragenen Rundbögen besteht. Es enthält byzantinische und romanische Skulpturen, Reliefs und Mosaiken sowie alte Inschriften von der Insel Certosa. In den Kreuzgängen schmücken Mosaiken aus Glas und Ton den Fußboden.

Im Atrium wird eine hohe Säule aufgestellt, deren Spitze von einem Markus-Löwen geschmückt wird - ähnlich dem auf dem Markusplatz in Venedig. Das Portal versieht man mit einem Madonnenmosaik mit einer griechischen Inschrift. Neben dem Eingang wird das sogenannte Affen-Kapitell angebracht. Es stammt vom Campanile des Domes in Pisa.

Als wohl bedeutendstes Stück wird in der Apsis des Klosterhofes in mehr als Mannshöhe der Wandsarkophag des italienischen Philosophen Pietro d’Albano (1250-1316) aus der Kirche St. Antonio in Padua angebracht. D’Albano starb 1360 als Universitätslehrer in Padua. Wegen seiner Kenntnis der arabischen Wissenschaft war er zu seinen Lebzeiten als ”Zauberer von Padua” der Ketzerei verdächtigt worden. Der Sarkophag wird von einer herkulesgleichen Gestalt getragen.

Den Innenhof schmücken zahlreiche Wandarabesken, die heute jedoch nur noch von den verschlossenen schmiedeeisernen Gittern und Türen aus zu bewundern sind.

Prinz Karl läßt alle alten Schätze, die er auf seinen vielen Reisen entdeckt, nach Glienicke schaffen. Nach seiner Fertigstellung werden sie im Klosterhof untergebracht. Und so vereinigt dieses Bauwerk unter seinem Dach bald schon eine Sammlung reich verzierter Kruzifixe, mit funkelnden Edelsteinen besetzter Abt- und Bischofsstäbe, goldgestickter Meßgewänder, geschnitzter Elfenbeinreliefs und prächtiger Gobelins. Sogar der bronzene Kaiserstuhl Heinrichs III. aus dem Goslarer Dom gehört lange Zeit zu den Sehenswürdigkeiten des Klosterhofs. Nach dem Tode Karls wird er auf seine Verfügung hin jedoch wieder zurückgegeben, so daß er heute wieder in der Vorhalle des Goslarer Doms steht.

Daraus geht bereits hervor, daß der Klosterhof dem Prinzen vorwiegend als Freilichtmuseum dient. Gelegentlich wird er jedoch auch für die Gottesdienste der prinzlichen Familie genutzt.

Der Zweite Weltkrieg richtet am Klosterhof schwere Schäden an. In den letzten Kriegstagen durchschlägt eine Panzergranate die Mauer und zerstört große Teile des Bauwerks. Es kommt zu Plünderungen, die einige Raritäten des Klosterhofs verschwinden lassen. Sie sind bis heute nicht wiedergefunden worden. Das wertvolle Madonnenmosaik über dem Portal des Klosterhofs wird durch Steinwürfe zerstört.

In den Jahren 1957 bis 1967 beginnt man mit der Wiederherstellung des Klosterhofs. Unter anderem wird das zerstörte Madonnenmosaik durch die Nachbildung eines nicht minder wertvollen Mosaiks ersetzt.

Hinweise:
Wir weisen ausdrücklich darauf hin, daß wir keinerlei Einfluß auf die Gestaltung und die Inhalte der verlinkten, zu dieser Site externen Seiten haben. Deshalb distanzieren wir uns ausdrücklich von allen Inhalten dieser Seiten und machen uns ihre Inhalte nicht zu eigen, sofern sie nicht unserer Autorenschaft unterliegen.
Auf dieser Site wird die alte deutsche Rechtschreibung verwendet.

[nach oben]

www.anderes-berlin.de

Was nicht jeder Reiseführer weiß - und mancher Berliner auch nicht!

© 2003-2012, Alexander Glintschert
Zuletzt geändert: 07 August, 2012