BerlinerBär
Die zweite Etappe

Start:

Friedrichshagen (Spreetunnel)

Von Alexander Glintschert.

Ziel:

Freizeit- und Erholungszentrum Berlin

 

Länge:

8,2 Kilometer (ohne Abstecher)

 

Am Spreeausfluß des Großen Müggelsees

In Friedrichshagen verläßt die Spree den Großen Müggelsee. Hier beginnt unsere zweite Etappe.

Quelle: Flickr, Fotograf: Alexander Glintschert
Lizenz: Creative Commons BY-NC-CD 2.0.

Die zweite Etappe unserer Wanderung auf dem Grünen Hauptweg® Nummer 1 beginnt am Ausgang des Friedrichshagener Spreetunnels in der Kämmereiheide. Hierher gelangen wir am schnellsten mit der S-Bahn, die uns nach Friedrichshagen bringt. Vom S-Bahnhof laufen wir südwärts die Bölschestraße entlang, bis wir den Müggelseedamm erreichen. Alternativ kann, wer seine Kräfte noch sparen will, auch drei Stationen mit der Straßenbahn fahren. Von dort, wo die Bölschestraße auf den Müggelseedamm trifft, laufen wir schräg links in die Josef-Nawrocki-Straße hinein, bis wir am Müggelpark ankommen, den wir anschließend durchqueren, bis wir zum Ufer der Spree und damit zum Spreetunnel gelangen. Durch ihn gehen wir auf die andere Seite des Flusses hinüber. Bevor wir loswandern, wenden wir uns am Ausgang des Tunnels noch einmal nach links und gehen zum Spreeufer. Wenn wir ihn nicht bereits auf der anderen Seite genossen haben, haben wir von hier noch einmal einen schönen Blick auf den Großen Müggelsee und die Spree, die an dieser Stelle den See verläßt und sich auf ihren Weg durch Berlin begibt. Anschließend kehren wir zum Tunneleingang zurück. Das Wanderzeichen des Spreewegs ist bald gefunden und ein Pfeil gibt uns die Richtung vor. Unsere Wanderung beginnt.

Die Wegstrecke


Grüner Hauptweg Nummer 1 - 2. Etappe: Von Friedrichshagen (Spreetunnel) zum FEZ in der Wuhlheide auf einer größeren Karte anzeigen

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Der Weg führt uns vom Tunneleingang nach rechts auf einen Waldweg und verläuft alsbald am Spreeufer entlang. Das Waldgebiet, in dem wir uns jetzt befinden, trägt den Namen Kämmereiheide. Wir sind noch nicht weit gegangen, da rückt am gegenüberliegenden Spreeufer ein recht auffälliges Gebäude in unser Blickfeld. Es ist das Hauptgebäude der ehemaligen Brauerei “Berliner Bürgerbräu”. Ihre Geschichte reicht bis zu den Tagen der Gründung des Ortes Friedrichshagen zurück, denn bereits für das Jahr 1753 läßt sich an ihrem Standort das sogenannte “Krugrecht” nachweisen - eine spätmittelalterliche Genehmigung, Gäste gewerblich bewirten zu dürfen. Als dann Hermann Schaefer im Jahre 1869 die Reste des Gutes Friedrichshagen erwirbt und damit auch die Braurechte in seinen Besitz übergehen, ist dies gleichzeitig das Gründungsjahr der Brauerei.

Die Berliner-Bürgerbräu-Brauerei in Friedrichshagen

Die Berliner-Bürgerbräu-Brauerei am Spreeufer in Friedrichshagen.

Quelle: Flickr, Fotograf: Alexander Glintschert
Lizenz: Creative Commons BY-NC-CD 2.0.

Die Gründerjahre lassen auch die Brauerei gedeihen, so daß sie 1888 bereits zu einem recht bedeutenden Betrieb geworden ist, der nun unter dem Namen “Brauerei Müggelschlößchen” firmiert. Anfang des zwanzigsten Jahrhunderts ist die Produktion bereits so stark angewachsen, daß das Bier mit Dampfschiffen auf der Spree transportiert werden muß. Ein Brand vernichtet 1926 die Brauerei nahezu vollständig, doch wird sie wieder aufgebaut und nimmt ihren Betrieb erneut auf. Der einstige Familienbetrieb ist inzwischen zu einer Genossenschaft geworden, die von den Nationalsozialisten allerdings schnell zerschlagen und in eine Aktiengesellschaft umgewandelt wird. Diese erhält den Namen “Berliner Bürgerbräu AG”. Aus ihr geht nach dem Zweiten Weltkrieg der gleichnamige volkseigene Betrieb (VEB) hervor, der dann 1990 schließlich in die “Berliner Bürgerbräu GmbH” überführt wird. Damit ist die Brauerei wieder ein Familienunternehmen. Der hart umkämpfte Berliner Biermarkt, der nach und nach in die Hand der Radeberger Gruppe fällt, zwingt schließlich 2010 auch dieses letzte selbständige Brauereiunternehmen der Stadt in die Knie. Die Biermarken gelangen ebenfalls in den Besitz der Radeberger Gruppe und die Brauerei schließt am 1. März 2010 ihre Pforten endgültig.

Die Klappbrücke über den Amtsgraben am Ufer der Spree.

Die Klappbrücke über den Amtsgraben am Ufer der Spree.

Quelle: Flickr, Fotograf: Alexander Glintschert
Lizenz: Creative Commons BY-NC-CD 2.0.

Unser Weg folgt nun weiter dem Ufer der Spree. Während auf der anderen Flußseite Friedrichshagen in die ehemalige Villenkolonie Hirschgarten übergeht, was uns den Blick auf am Ufer aufgereihte Villen und die sie umgebenden Grundstücke verschafft, wandern wir noch vorwiegend durch Wald. Als wir dessen Rand erreichen, gehen wir zunächst an einer Kleingartenkolonie entlang, bis sich unser Weg zu einer breiten Uferpromenade wandelt. Wir wandern weiter am Fluß entlang und überqueren über eine Klappbrücke den Amtsgraben, der einen kleinen, neben der Spree liegenden Hafen mit dem Fluß verbindet. Sollte gerade ein Boot die Brücke passieren, müssen wir hier einen Augenblick verweilen, da die Brücke dann vom Bootsführer hochgeklappt wird.

Wir wandern weiter die Promenade entlang, bis wir eine große Brücke vor uns sehen, die die Spree überquert. Unser Uferweg führt unter ihr hindurch und ist dann abrupt zu Ende. Wir wenden uns nach links und steigen eine Treppe hinauf zur Straße. Ein Wanderzeichen zeigt uns an, daß wir nun von der Brücke weg die Straße entlanggehen müssen. Am Abzweig der Wendenschloßstraße biegen wir rechts in diese ein. Vor uns ragen die Plattenbauten eines Neubaugebietes auf. Wir sind im Salvador-Allende-Viertel angekommen.

Am Rande von “Allende I” - dem ersten Neubaugebiet des Salvador-Allende-Viertels in Köpenick.

Am Rande von “Allende I” - dem ersten Neubaugebiet des Salvador-Allende-Viertels in Köpenick.

Quelle: Flickr, Fotograf: Alexander Glintschert
Lizenz: Creative Commons BY-NC-CD 2.0.

Das Neubau-Viertel entsteht ab 1971. Der Baubeginn liegt also noch vor dem Beschluß des Wohnungsbauprogramms der DDR durch das Zentralkomitee der SED am 2. Oktober 1973. Dennoch entsteht das Viertel, das nach dem ehemaligen sozialistischen und durch einen Militärputsch gestürzten Präsidenten Chiles, Salvador Allende, benannt ist, zu großen Teilen im Rahmen dieses Programms, dessen Ziel es ist, bis zu drei Millionen Wohnungen in der gesamten DDR neu zu bauen oder zu modernisieren. Damit sollen die Wohnverhältnisse für mehr als die Hälfte der Bürger des Landes verbessert werden. Einen Teil davon, insgesamt knapp 7000 Wohnungen, errichtet man hier im Allende-Viertel, wie das Neubaugebiet bald verkürzend genannt wird.

Das neue Wohngebiet besteht aus zwei Teilen, die einfach als “Allende I” und “Allende II” bezeichnet werden. Während man “Allende II” gegen Ende der 1970er Jahre auf ehemals bewaldetem Gelände errichtet, entsteht das Gebiet “Allende I” ab 1971 auf dem Amtsfeld, einem Areal mit zahlreichen Kleingärten, die man dafür beseitigt. Lediglich ein kleiner Rest bleibt übrig. Die Wendenschloßstraße, die wir nun entlanggehen, bildet die Grenze zwischen dieser Kleingartenkolonie und dem Neubaugebiet.

Nachdem wir schließlich eine Brücke über einen kleinen Kanal erreicht und überquert haben, führt rechts eine Treppe hinab zu dessen Ufer. Wir steigen hinunter und folgen dem Kanal, bis er in die Spree mündet. Wir befinden uns nun in einem kleinen Park. Dort knickt der Spreeweg nach links ab und strebt, wie es scheint, einem Parkplatz entgegen. Dieser ist jedoch in Wirklichkeit eine kleine Sackgasse, die sich Amtsstraße nennen darf und der wir bis zur nächsten Querstraße folgen. Wir biegen nach rechts ein, überqueren mit dem Kietzer Graben einen kleinen Wasserarm, der Dahme und Spree miteinander verbindet, bevor sie kurz darauf ineinanderfließen, und erreichen damit die Altstadt von Köpenick. Ein paar Schritte hinter der Brücke stehen wir auf dem Alten Markt.

Hier lohnt ein kleiner Rundgang um den Platz. An einigen der Häuser sind Informationstafeln angebracht, die Interessantes über die Geschichte der Gebäude und der Altstadt sowie über das Leben der Menschen in der damaligen Zeit zu berichten wissen. Man findet solche Tafeln an vielen Stellen in der Altstadt.

Das Haus der Henriette Lustig.

Das Haus der Henriette Lustig am Alten Markt 4.

Quelle: Flickr, Fotograf: Alexander Glintschert
Lizenz: Creative Commons BY-NC-CD 2.0.

Am Alten Markt 1 hat heute das Köpenicker Heimatmuseum sein Domizil. Das Gebäude, in dem es untergebracht ist, stammt aus dem Jahr 1665 und ist ein Fachwerkhaus, das in seiner Geschichte den verschiedensten Zwecken diente. Zu verschiedenen Zeiten ist es Amtshaus und Brauhaus, aber auch Kindergarten und Bibliothek. Das Heimatmuseum befindet sich darin seit 1991. Wir gehen weiter nach rechts in eine Straße, die ebenfalls noch Alter Markt heißt. Hier finden wir an der Nummer 4 eine Berliner Gedenktafel. Sie erinnert an die Wäscherin Henriette Lustig, die in dem 1683 erbauten Haus lebte. Ab 1835 betreibt sie hier ihre Lohnwäscherei, die erste in der Stadt überhaupt. Durch sie etabliert sich die Wäscherei als Gewerbe, als Dienstleistung. Ihr folgen weitere solcher Kleinbetriebe, von denen es 1880 etwa vierhundert gibt, so daß der noch eigenständige Ort Köpenick bald schon als die “Waschküche” der großen Stadt Berlin gilt.

Hinter dem Haus der Henriette Lustig biegen wir erneut ab, diesmal nach links in den Katzengraben. Die Straße verläuft auf einem zugeschütteten Entwässerungsgraben aus dem 18. Jahrhundert, dessen Namen sie übernommen hat. Nur wenige Meter weiter erreichen wir den Futranplatz, in dessen Mitte sich eine kleine Grünanlage befindet. Bis 1811 ist an dieser Stelle ein Friedhof. Achtzig Jahre später ist der Ort ein zentraler Marktplatz der Stadt. Ein Gedenkstein erinnert heute an Alexander Owsej Futran. Der Ingenieur, der Anfang des zwanzigsten Jahrhunderts als Kommunalpolitiker für die sozialdemokratische Partei wirkt, organisiert im März 1920 den Köpenicker Widerstand gegen den Kapp-Putsch und leitet das Verteidigungskomitee, das die die Putschisten unterstützende Reichswehr kurzzeitig zurückschlagen kann. Er gerät jedoch in Gefangenschaft und wird am 20. März 1920 standrechtlich erschossen.

Am anderen Ende des Futranplatzes wenden wir uns an der Feuerwache nach links in die Straße Freiheit. Kurz nachdem wir den Platz verlassen haben, stoßen wir auf der linken Straßenseite erneut auf eine Gedenktafel. Sie erinnert an die jüdische Synagoge, die 1910 an dieser Stelle errichtet wird und der Reichskristallnacht am 9. November 1938 zum Opfer fällt, als sie die Faschisten wie so viele andere jüdische Gotteshäuser in Deutschland schänden. Der Bombenhagel des Jahres 1945 richtet ihre endgültige Zerstörung an.

In der Straße halten wir uns jetzt auf der rechten Seite. An der Freiheit 15 zeigt ein Wanderzeichen nach rechts auf einen kleinen Durchgang zwischen den Häusern. Man übersieht ihn leicht. Wir gehen hindurch und landen in einem Restaurant mit Garten am Ufer der Spree. Hier befand sich in früherer Zeit ein Gefängnis, denn das Gebäude, das wir gerade passiert haben, war einst das Amtsgericht. Der Volksmund nennt es damals das Köpenicker Weltwunder, denn es ist ein Gefängnis in der Freiheit.

Der Grüne Hauptweg® Nummer 1 führt nun nach links und folgt dem Ufer des Flusses unter der Dammbrücke hindurch. Auf der anderen Seite angekommen, ist es Zeit innezuhalten, denn wir stehen nun unmittelbar am Zusammenfluß von Dahme und Spree.

Blick über den Schloßplatz in die Straße Alt-Köpenick.

Blick über den Schloßplatz in die Straße Alt-Köpenick (links).

Quelle: Flickr, Fotograf: Alexander Glintschert
Lizenz: Creative Commons BY-NC-CD 2.0.

Wüßte man es nicht besser, könnte man glauben, die Spree flösse hier in die von links kommende Dahme, denn diese ist an ihrer Mündung verhältnismäßig breit und scheint die sich durch die Dammbrücke zwängende Spree bereitwillig in sich aufzunehmen. Tatsächlich jedoch verhält es sich trotz dieser widersprechenden Größenverhältnisse genau andersherum.

Wir gehen weiter den Weg am Ufer entlang und gelangen so in den Luisenhain, bei dem es sich um eine historische Grünanlage handelt. Entlang der Uferpromenade finden sich hier Spielplätze, kleine Restaurants und eine Schiffsanlegestelle, von der Ausflugsdampfer zu ihren Rundfahrten auf Dahme und Spree aufbrechen. Im Sommer finden hier auch zu verschiedenen Anlässen Volksfeste statt, so daß es durchaus sein kann, daß wir uns den Weg durch eine große Menschenmenge zwischen Imbißbuden, Karussells und Kramläden bahnen müssen. Von hier aus haben wir auch einen wunderschönen Blick auf das Köpenicker Rathaus, das sich links von unserem Weg befindet. Am Ende der Uferpromenade wenden wir uns vor einer Brücke erneut nach links und gehen vor bis zur Kreuzung. Wir haben das Zentrum der Köpenicker Altstadt erreicht, denn wir stehen nun am Schloßplatz.
 

Tips zum Weiterlesen:

Rundgang durch Alt-Köpenick
(von
berlin-audiovisuell.de)

Hier finden Sie einen schön beschriebenen Rundgang durch die Altstadt Köpenicks. Wenn Sie etwas Zeit haben, sollten Sie ihn unbedingt absolvieren.
 

Rundgang durch Alt-Köpenick
(von tkt-berlin.de)

Ein weiterer Altstadt-Rundgang, der zwar eher stichpunktartig umrissen ist, dafür aber mit einer Karte aufwartet und zudem am Schloßplatz beginnt, wo unsere Wanderung auf dem Spreeweg Station macht.

Interessantes abseits vom Weg:

Ein paar interessante Ecken der Köpenicker Altstadt haben wir auf unserer Wanderung auf dem Grünen Hauptweg® Nummer 1 schon zu sehen bekommen, doch ist das keineswegs alles, was es hier zu entdecken gibt. Wer etwas Zeit hat, sollte unbedingt einen der rechts aufgeführten Rundgänge absolvieren. Denn es gibt selbst für Berliner noch viel Unbekanntes in diesem Teil der Stadt, dessen erste urkundliche Erwähnung im Jahre 1209 noch deutlich vor der Berlins liegt.

Ist für einen Rundgang nicht genügend Zeit vorhanden, so sollte wenigstens ein kleiner Abstecher zum Rathaus nicht fehlen. Dafür gehen wir vom Schloßplatz direkt in die Straße Alt-Köpenick. Schon nach wenigen Metern erreichen wir den beeindruckenden, zwischen 1901 und 1905 errichteten Backsteinbau. Die Baupläne stammen vom Königlichen Regierungsbaumeister Hans Schütte und dem Charlottenburger Architekten Hugo Kinzer, die ein Eckgebäude mit drei Geschossen und einem 54 Meter hohen Turm vorsehen - einen Repräsentationsbau für das aufstrebende Bürgertum. 1906 ist dieses gerade errichtete Gebäude Schauplatz des beispiellosen Coups des arbeitslosen Schusters Friedrich Wilhelm Voigt, der sich als Hauptmann des 1. Garde-Regiments ausgibt und mit zehn Soldaten ins Rathaus marschiert, den Bürgermeister verhaftet und sich die Stadtkasse aneignet. Dafür geht Voigt als "Hauptmann von Köpenick" in die Geschichte der Stadt ein. Heute erinnern eine Bronzestatue vor dem Haupteingang des Rathauses und eine Berliner Gedenktafel an den tollkühnen Schuster.

Tip zum Weiterlesen:

Webseite des Schlosses Köpenick
(bei den Staatlichen Museen zu Berlin)

Hier finden Sie Informationen zu Öffnungszeiten, Eintrittspreisen sowie Ausstellungen und Sammlungen.

Auf der anderen Seite des Schloßplatzes befindet sich eine weitere Sehenswürdigkeit, an der wir keineswegs achtlos vorübergehen sollten. Die Rede ist von Berlins einzigem Wasserschloß - dem Barockschloß Köpenick. Die Insel, auf der es steht, ist schon im 7. Jahrhundert eine Festung slawischer Stämme. Zwischen 1680 und 1690 läßt König Friedrich I. das Schloß nach Plänen der Architekten Rutger von Langerfeld und Arnold Nehring errichten. Zunächst Sommer- und Residenzschloß der Hohenzollern, dient die Anlage später als Witwensitz der Prinzessin Henriette Marie. Schließlich geht sie 1804 in den Besitz des Hofkartographen Schmettau über, der den Schloßhof in einen englischen Landschaftspark umgestalten läßt. Heute sind hier das Berliner Kunstgewerbemuseum und das Museum für Raumkunst untergebracht.


Blick auf die Dahmemündung.

Blick auf die Dahmemündung. Am rechten Ufer liegt Köpenick, am linken Spindlersfeld. Die Spree tritt durch die Brücke im Hintergrund, nahe der Bildmitte.

Quelle: Flickr, Fotograf: Alexander Glintschert
Lizenz: Creative Commons BY-NC-CD 2.0.

Bevor es weitergeht, bietet sich eine Rast in einem der vielen Cafés und Restaurants in der Köpenicker Altstadt an. Frisch gestärkt kehren wir dann zum Schloßplatz zurück, wo unser Weg nun eine Kehrtwende vollzieht, auf die Müggelheimer Straße einschwenkt und hinauf auf die Lange Brücke führt. Dieser 1890 errichtete Übergang über die Dahme verbindet die Altstadt Köpenicks mit der Köllnischen Vorstadt und mit Spindlersfeld. Wir gehen bis zu Mitte der Brücke und halten inne, denn von hier oben haben wir einen wunderbaren Blick auf die Mündung der Dahme in die Spree.

Auf der gegenüberliegenden Uferseite angekommen, gelangen wir an eine große Kreuzung. Links der Straße beginnt die Köllnische Vorstadt, rechter Hand Spindlersfeld, das wir nun betreten, wenn wir, dem Spreeweg folgend, rechts in die Gutenbergstraße einbiegen.

Der Ortsteil Spindlerfeld geht auf eine Werksiedlung der Firma “W. Spindler” zurück. Dieses Wäscherei- und Färberei-Unternehmen wird im Jahre 1832 von Wilhelm Spindler in Berlin-Mitte gegründet. Nach und nach kommen zum ursprünglichen Standort in der Burgstraße mehr und mehr Filialen hinzu, doch bald erweisen sich die Grundstücke in Alt-Berlin als unzureichend für die wachsende Firma. So erwirbt Spindler im Jahre 1871 auf der Köpenicker Feldmark ein Gelände von etwa fünfzig Hektar Größe und siedelt hier eine Großwäscherei an. Für die Arbeiter des Betriebes läßt er eine eigene Siedlung errichten. Die Anwohner taufen das Gebiet alsbald auf den Namen Spindlersfeld, der sich mehr und mehr einbürgert, so daß ihn die brandenburgische Provinzialregierung bereits 1873 als offizielle Bezeichnung für das bis dahin namenlose Gelände einführt.

Ausblick von Spindlersfeld auf das Köpenicker Dahmeufer.

Ausblick von Spindlersfeld auf das Köpenicker Dahmeufer. Auf der rechten Seite ist das Köpenicker Rathaus zu sehen, während links der Turm der St.-Laurentius-Kirche herübergrüßt.

Quelle: Flickr, Fotograf: Alexander Glintschert
Lizenz: Creative Commons BY-NC-CD 2.0.

Unser Weg führt uns immer weiter die Gutenbergstraße entlang. Nach einiger Zeit kommen wir auf der rechten Seite an einer kleinen Grünanlage vorüber. Wer hier die wenigen Meter bis zum Flußufer hinuntergeht, wird mit einem wunderbaren Blick auf das gegenüberliegende Köpenicker Ufer belohnt, in dessen Zentrum sich das Rathaus mit seinem Turm erhebt.

Zurück auf der Gutenbergstraße, folgen wir ihr in eine Linkskurve hinein. Kurz darauf endet sie an der Flemmingstraße. Wir gehen geradeaus weiter, durchqueren eine Pergola und treten in den kleinen Mentzel-Park ein. Benannt ist er nach dem Wäschereiunternehmer Albert Mentzel, zu dessen Anwesen an der Oberspreestraße er gehört, bis ihn die Stadt Berlin 1925 erwirbt. Wir gehen den Hauptweg entlang, der in einer Biegung hinüber zum Flußufer führt. Hier haben wir die Dahme-Mündung bereits hinter uns gelassen und wandern nun weiter die Spree hinab. Nachdem wir den Park passiert haben, führt unser Weg am Rande des ehemaligen Werksgeländes der Firma “W. Spindler” entlang. Nachdem nach Spindlers Tod zunächst seine Söhne und später Enkel die Firma weiterführen, geht sie nach der Umwandlung in eine Aktiengesellschaft in den zwanziger Jahren mehrheitlich in den Besitz der Schering AG über. Nach dem Zweiten Weltkrieg enteignet man im Osten Berlins die Schering-Betriebe und überführt sie in Volkseigentum. Das geht mit einer Aufteilung einher, in deren Folge der Spindlersfelder Wäschereibetrieb ein eigenständiger Betrieb wird, den man jedoch in den sechziger Jahren dem VEB Rewatex angliedert. Mit dem Ende der DDR ist wie das Ende so vieler anderer Betriebe auch das des Spindlersfelder Standortes vorprogrammiert. Übernommen von einem Kölner Unternehmen, werden die Anlagen Mitte der 1990er Jahre stillgelegt. Und so wandern wir entlang des Spreeufers nun neben einer Industrieruine her.

Als der Uferweg schließlich endet und nach einem kurzen Linksschwenk vom Fluß weg in den Eiselenweg übergeht, haben wir wieder eine kleine Wohnsiedlung erreicht. Wir folgen dem Eiselenweg immer geradeaus bis an sein Ende, wo wir geradeaus in eine Grünanlage gelangen, die sich rechter Hand bis hinab zur Spree erstreckt. Direkt vor uns erhebt sich ein Wall, auf dem die vierspurige Spindlersfelder Straße verläuft. Da sie für lange Zeit die einzige Möglichkeit darstellt, die Spree zu überqueren, führt uns der Grüne Hauptweg® Nummer 1 eine Treppe zu ihr hinauf.

Gedenkstein für Wilhelm Spindler.

Gedenkstein für Wilhelm Spindler.

Quelle: Flickr,
Fotograf: Alexander Glintschert
Lizenz: Creative Commons BY-NC-CD 2.0.

Oben angekommen, wenden wir uns nach rechts und entdecken einen Gedenkstein für Wilhelm Spindler, den Gründer der nach ihm benannten Wäscherei und des Ortsteils, den wir auf dem hinter uns liegenden Weg durchwandert haben. Mit seinem Unternehmen schreibt Spindler im Deutschland des ausgehenden 19. Jahrhunderts Geschichte, stellt er doch den bei ihm beschäftigten Arbeitern zahlreiche Wohlfahrtseinrichtungen zur Verfügung. Betriebskrankenkasse, Bibliothek, Kindergarten sowie eine Arbeitersiedlung - das sind in der damaligen Zeit ebenso große Ausnahmen wie bezahlter Sommerurlaub (wenn auch nur für eine Woche im Jahr) und kostenloser Unterricht für Lehrlinge. Und auch wenn diese Maßnahmen natürlich nicht völlig uneigennützig gewährt werden, wo es doch darum geht, die Arbeiter möglichst langfristig an das Unternehmen zu binden, so stellen sie doch einen bemerkenswerten Unterschied zu vielen anderen Firmen jener Jahre dar, bei denen ausschließlich die möglichst umfassende Ausbeutung der Arbeitskraft ihrer Arbeiter im Vordergrund steht.

Am Gedenkstein vorbei wandern wir nun über die große Brücke, die ebenfalls den Namen Wilhelm Spindlers trägt. Auf der anderen Seite des Flusses gehen wir weiter die Straße entlang, die sich nun auf Bodenniveau hinabsenkt und schließlich an der Straße An der Wuhlheide endet. Wir überqueren diese an der Ampel, wenden uns dann nach links und gehen durch die große Eisenbahnbrücke. Viel zu sehen ist hier nicht, weshalb wir schnell weiter geradeaus gehen und in die nächste Querstraße rechts einbiegen. Der kleinen “Straße zum FEZ” folgen wir nun, bis wir linker Hand zwei kurz aufeinanderfolgende Straßen erreichen. Die erste Abzweigung lassen wir noch links liegen, doch in die zweite, Eichgestell genannte, biegen wir nach links ein. Wir befinden uns nun bereits auf dem Gelände des Freizeit- und Erholungszentrums in der Wuhlheide, kurz FEZ genannt.

Dessen Geschichte beginnt im Jahre 1951, als im östlichen Teil der Berliner Wuhlheide die Pionierrepublik “Ernst Thälmann” für die Jungen Pioniere geschaffen wird, ein Park mit vielen Einrichtungen für Kinder und Jugendliche. Im Laufe der Jahre entstehen hier eine Freilichtbühne und ein Stadion, ein Badesee und ein großer Kinderspielplatz, ein Kindermuseum und ein Haus für Natur und Umwelt sowie vieles mehr. Später benennt man das Areal in Pionierpark “Ernst Thälmann” um. Als in den Wendejahren die DDR untergeht, steht auch die Schließung dieser großartigen Anlage für Kinder zu befürchten. Glücklicherweise kommt es jedoch nicht dazu, denn sie wird unter dem neuen Namen FEZ Wuhlheide und später FEZ Berlin weitergeführt. Die einzelnen Einrichtungen erfahren nach und nach ihre Sanierung und es kommen sogar noch neue hinzu.

Nach wenigen Metern gelangen wir an einen Bahnübergang und überqueren das Gleis einer kleinen Schmalspurbahn. Es gehört zur Strecke der Berliner Parkeisenbahn, die auf dem Gelände des FEZ auf einem eigenen kleinen Streckennetz verkehrt. Ihren Ursprung hat sie in der Pioniereisenbahn, die 1956 von Eisenbahnern und Berliner Freiwilligen ehrenamtlich errichtet wird. Gerade einmal sechs Monate werden dafür benötigt, dann kann der erste Zug seine Fahrt beginnen. Einen großen Teil der Posten im Betrieb der kleinen Bahn, deren Spurbreite 600 Millimeter beträgt, können Kinder verschiedenen Alters übernehmen und so einem verantwortungsvollen Hobby nachgehen. Mit dem Übergang des Pionierparks zum FEZ bekommt auch die Pioniereisenbahn einen neuen Namen und heißt fortan Berliner Parkeisenbahn. Das Streckennetz wird sogar noch erweitert und ein Anschluß an den S-Bahnhof Wuhlheide geschaffen.

Vor dem Hauptgebäude des FEZ.

Vor dem Hauptgebäude des FEZ, dem ehemaligen Pionierpalast. Hier endet die zweite Etappe unserer Wanderung.

Quelle: Flickr, Fotograf: Alexander Glintschert
Lizenz: Creative Commons BY-NC-CD 2.0.

Wir setzen unseren Weg fort, folgen dem Wanderweg am Ende des Parkplatzes ein kurzes Stück nach rechts und gleich wieder nach links und erreichen so den Flügel eines großen Gebäudes, an dem entlang wir weitergehen, bis wir einen großen Platz mit einem Brunnen und gleichzeitig den Haupteingang des Gebäudes erreichen. Innerhalb von drei Jahren, von 1976 bis 1979, wird der ehemalige Pionierpalast nach Plänen des Architekten Günter Stahn errichtet und zum 30. Geburtstag der DDR eröffnet. Darin untergebracht sind zahlreiche Veranstaltungsräume, ein Restaurant, eine Sport- und eine Schwimmhalle, ein Kino sowie viele Räume für jegliche Arten von Arbeitsgemeinschaften. Auch ein Kosmonautentrainingszentrum gibt es hier, das für die Kinder eine unglaubliche Attraktion darstellt. Heute ist der Pionierpalast das Hauptgebäude des FEZ, der größten gemeinnützigen Freizeiteinrichtung für Kinder und Jugendliche in Europa.

 

Tip zum Weiterlesen:

Website des FEZ Berlin
Hier finden Sie Informationen zu Öffnungszeiten, Veranstaltungen und Einrichtungen des FEZ.

Interessantes abseits vom Weg:

Wer noch Zeit und Kraft hat, sollte sich einen Rundgang durch den Park des FEZ Berlin nicht entgehen lassen. Hier kann man einfach nur spazieren, den Kindern beim Toben auf einem der Spielplätze zusehen oder man gönnt sich eine Rundfahrt mit der Parkeisenbahn. Am Haus für Natur und Umwelt gibt es Terrarien, Aquarien und Volieren mit zahlreichen Tieren zu besichtigen, es gibt einen Streichelzoo und viele Tiergehege. Pferde sind hier natürlich auch anzutreffen. Wer rein zufällig Badesachen dabei hat, kann auch dem Badesee einen Besuch abstatten. Und natürlich lohnt sich immer auch ein Blick in den FEZ-Palast. Vielleicht läuft ja gerade eine interessante Veranstaltung?



Wir haben hier das Ziel der zweiten Etappe unserer Wanderung auf dem Grünen Hauptweg® Nummer 1 erreicht. Über den breiten Weg genau gegenüber vom Haupteingang des FEZ gelangt man zurück zur Straße An der Wuhlheide, von wo man mit der Straßenbahn nach Karlhorst, nach Schöneweide oder zurück nach Köpenick fahren kann. Wer möchte, kann auch links am FEZ-Palast vorbeigehen und dem Weg durch den Park folgen, der zum S-Bahnhof Wuhlheide führt.

Bei der Bezeichnung “20 Grüne Hauptwege” handelt es sich um eine Wortmarke der Senatsverwaltung für Stadtentwicklung, von der auch die Streckenführung der Wege entwickelt wurde. Wegbeschreibungen und Etappeneinteilung unterliegen sowohl Urheberschaft als auch Copyright von anderes-berlin.de. Sie entsprechen dem Stand der Wegführung vom Mai 2012. Änderungen, die zwischenzeitlich von der Senatsverwaltung vorgenommen wurden, sind möglicherweise (noch) nicht berücksichtigt. Die angezeigten Karten wurden von uns selbst mittels Google Maps und Google Earth erstellt.

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Was nicht jeder Reiseführer weiß - und mancher Berliner auch nicht!

© 2003-2012, Alexander Glintschert
Zuletzt geändert: 07 August, 2012