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Das Stipadium & die Granitschale

Von Alexander Glintschert.

StipadiumIn der Nähe der Löwenfontäne wird 1840 das von Ludwig Persius entworfene Stipadium errichtet. Ein erhobener Sitzplatz mit einem weiten Ausblick in Richtung Potsdam wird hier geschaffen, ein zeltartiger Bau mit einem auf kleinen dorischen Säulen ruhenden hölzernen Dach. Dieses Dach, mit pompejanischen Bildern bemalt, schützt eine steinerne, halbrunde Bank. Vor dieser Bank stützt eine Ceres-Figur den tragenden Pfosten.

Im Zweiten Weltkrieg wird das Stipadium wie nahezu jedes Gebäude im Glienicker Park zerstört. Im Zuge der Restaurierungsarbeiten in den Jahren 1957 bis 1967 wird es jedoch wiederhergestellt.

Vor dem Stipadium wird eine mehr als zwei Tonnen schwere kostbare Granitschale, die mit vier Löwenköpfen verziert ist, aufgestellt. Sie stellt gewissermaßen die “kleine Schwester” der aus einem Stück gehauenen Riesenschale dar, die vor dem Alten Museum im Lustgarten steht. Dieses große Gegenstück wird 1828 von dem Bildhauer Christian Gottlieb Kantian aus dem 225 Tonnen schweren Großen Markgrafenstein, einem Findling aus den Rauenschen Bergen bei Fürstenwalde, in einem Stück gehauen. Diese mit ihren 6,90 Metern Durchmesser größte Schale der Menschheitsgeschichte wird später oft wie ein achtes Weltwunder bestaunt. Die kleine Schale in Glienicke ist wahrscheinlich aus dem übriggebliebenen Rest gehauen worden - sie besitzt immerhin einen Durchmesser von 1,95 Meter.

1939 läßt Prinz Friedrich Leopold d. J. nach dem Verkauf des Schlosses Glienicke einen Teil der steinernen Antiquitäten in die Schweiz bringen - in seine Villa in Lugano. Unter diesen Stücken befindet sich auch die Granitschale. In den nachfolgenden Jahren wechselt die Villa mehrfach den Besitzer - und bald schon verliert sich die Spur der Schale im Nichts.

Erst 1981 gelingt es, sie wiederzufinden. Sie steht mittlerweile im Villengarten eines namhaften Industriechemikers in Zürich. Sofort nach ihrer Wiederauffindung bemüht sich der Berliner Senat um eine Rückkehr der Schale und kauft sie schließlich für 25 000 Schweizer Franken zurück. So kehrt die Schale 1982 schließlich wieder nach Berlin zurück. Eine sofortige Wiederaufstellung an ihrem angestammten Platz erweist sich jedoch zunächst als unmöglich, weil die ursprüngliche Granitplatte, auf der die Schale früher gestanden hatte, fehlt. Da auch das bunte Marmorparkett der Terrasse vor dem Stipadium erst noch wiederhergestellt werden muß, stellt man die Schale vorerst provisorisch auf dem Rasen vor dem Stipadium auf. Seit der Fertigstellung der Rekonstruktionsarbeiten steht die Schale jedoch wieder auf einem neuen Sockel dort, wo sie, der Absicht des Prinzen Karl entsprechend, hingehört.

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Zuletzt geändert: 07 August, 2012