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Die Laitière

Von Alexander Glintschert.

LaitièreIm Schloßpark Glienicke, direkt gegenüber der Kleinen Neugierde, steht ein großer Findling mit einer als Laitière bezeichneten Figur. Sie stellt ein Milchmädchen dar, das bekümmert auf dem Findling sitzt und auf ihren zerbrochenen Milchkrug schaut, aus dem die Milch ausläuft, symbolisiert durch das Wasser, das in ein Auffangbecken unter dem Findling rinnt. Die Gestalt geht auf die Figur des Milchmädchens Perrette in der Fabel “La laitière et le pot au lait” des Dichters La Fontaine zurück.

Die Geschichte dieser Figur ist wechselvoll. Im Jahre 1810 erschafft Pawel Petrowitsch Sokolow (1765-1832), ein russischer Bildhauer, das Original. In Bronze gegossen, wird diese Figur im ehemaligen Zarskoje Selo, im Zarendorf in der Nähe von Petersburg, aufgestellt.

1827 schenkt die Zarin Alexandra Feodorowna, die mit dem Zaren Nikolaus I. verheiratete deutsche Prinzessin Charlotte, ihrem Bruder Karl einen Abguß dieser Figur zum Geburtstag. Karl läßt sie in seinem Schloßpark in Glienicke in einer Hügelnische aufstellen. Bereits damals rinnt Wasser den Findling herab.

In den dreißiger Jahren, bei den Straßenerweiterungen der Königstraße, durch die der Pleasureground stark beeinträchtigt wird, werden die Laitière und der Findling fortgenommen. Wenig später werden beide im Park des Jagdschlosses Glienicke wieder aufgestellt und ebenfalls als Brunnen betrieben.

Nach dem Zweiten Weltkrieg, als man sich daranmacht, Park und Schloß Glienicke nach und nach wiederherzustellen, sind beide, Findling und Plastik, jedoch verschwunden. Ob der Abguß eingeschmolzen oder irgendwo versteckt wurde, ist bis heute nicht bekannt. Zwar wird der Findling einige Jahre später im Schloßpark des Jagdschlosses gefunden, die Laitière jedoch ist und bleibt verschollen.

Ab 1979 bemüht sich die Stadt Berlin, von dem bei St. Petersburg erhalten gebliebenen Original einen neuen Abguß zu erhalten. Die Bemühungen dauern viele Jahre an und sind im Jahre 1988 schließlich erfolgreich: ein neuer Abguß wird in Auftrag gegeben und 1989 geliefert und im Park aufgestellt.

Das frühere Zarskoje Selo trägt heute den Namen Puschkin; und das Original der Laitière steht heute im Park von Puschkin.

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© 2003-2012, Alexander Glintschert
Zuletzt geändert: 07 August, 2012